Samstag, 19. April 2025
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Apotheke am Bayerischen Platz wird 100 Jahre alt!

Apotheke am Bayerischen Platz

Die Apotheke am Bayerischen Platz ist fast so alt wie Groß-Berlin. — Gegründet wurde sie nämlich im Jahr 1921 vom Apotheker Georg Rexhausen im Haus Bayerischer Platz 11. — Der Bayerische Platz war gerade ein Jahr vorher, im Jahr 1920 nach Berlin eingemeindet worden.

Vor der Gründung der Apotheke war Rexhausen in Siam „Königlich Siamesischer Regierungsapotheker“ gewesen und war ab 1911 — bis zum Ausbruch des 1. Weltkrieges — zusätzlich Leiter des „Government Medical“ Depots in Bangkok.

Die neu gegründete Apotheke von Georg Rexhausen hatte eine Inneneinrichtung aus matt poliertem Mahagoni, eine sehr wertvolle Ausstattung, die leider nicht mehr erhalten ist.

Als der Apothekengründer im Jahr 1928 starb, übernahm seine Frau — „Apotheker“ Elisabeth Rexhausen — so die korrekte Berufsbezeichnung. Sie führte die Apotheke am Bayerischen Platz über den Kriegsausbruch 1939, bis in die Kriegszeit.

Apotheke von Georg Rexhausen im Haus Bayerischer Platz 11 - damals wohnte er mit Elisabeth Rexhausen über der Apotheke. Zu der Zeit war
es noch Pflicht, im Haus der Apotheke zu wohnen, damit man bei Notfällen sofort zur Verfügung stehen konnte. - Foto: Archiv Helma Heinrici
Apotheke von Georg Rexhausen im Haus Bayerischer Platz 11 – damals wohnte er mit Elisabeth Rexhausen über der Apotheke. Zu der Zeit war es noch üblich, im Haus der Apotheke zu wohnen, damit man bei Notfällen sofort zur Verfügung stehen konnte. – Foto: Archiv Helma Heinrici


Das Haus, in dem sich die Apotheke befand, wurde im November 1943 und im Jahr 1944 von Sprengbomben und Brandbomben getroffen und vollständig zerstört.

Elisabeth Rexhausen musste die Apotheke für eine gewisse Zeit in die Meraner Straße verlegen. Später sogar noch in den Keller des alten Standortes. Doch auch dieser Keller wurde noch in den letzten Kriegstagen vollständig zerstört,
als in den Vormittagsstunden des 3. Februar 1945, dem Tag des schwersten Luftangriffs auf Berlin, auch der Bayerische Platz und der U-Bahnhof getroffen wurde — wobei viele schutzsuchende Menschen starben.

Danach musste Elisabeth Rexhausen schnell eine neue Adresse finden. Zwei leere Läden wurden ganz in der Nähe angemietet, die sich bestens als Räumen für eine neue Apotheke eigneten.

Da auch dieses Haus starke Kriegsschäden hatte und die ganze Ausstattung und alle Möbel neu beschafft werden mussten, dauerte der Zustand einer „Notapotheke“ noch fast zehn Jahre. Erst im Jahr 1954 wurde die offizielle Erlaubnis erteilt, sie wieder als Voll-Apotheke zu betreiben. — Bis heute ist dies die markante Adresse im Eckhaus Bayerischer Platz 6.

Helma Heinrici kann sich noch heute an die Zeiten erinnern, als sie ihre Tante in der Apotheke besuchte – und so wohl auch den eigenen Berufsweg als „Apotheker“ — so die korrekte Bezeichnung in der „Bestallungsurkunde“ einschlug.

Die Apotheke blieb bis in das Jahr 1967 ein Familienbetrieb der ersten Generation, bis sich Elisabeth Rexhausen altersbedingt entschloß, den Betrieb an Apotheker Dr. Karl-Günther Heinrici zu verpachten — den Ehemann der heutigen Leiterin Helma Heinrici.

Damit blieb die Apotheke am Bayerischen Platz für rund 100 Jahre ein Familienbetrieb.

Nach dem Tod ihres Mannes im Jahr 1986, übernahm Helma Heinrici selbst die Apotheke am Bayrischen Platz und führt sie mit einem bewährten Team von Mitarbeitenden bis heute.

Die Apotheke am Bayerischen Platz ist damit neben Blumen-Hübner und dem Buchladen Bayerischer Platz, der ebenfalls ursprünglich direkt am Platz lag, eines der ältesten Geschäfte am Platz.

Berühmte Kunden im Bayrischen Viertel und kleine Begebenheiten

Zu den Kunden der Apotheke zählten berühmte Namen, wie z.B. Dr. Gottfried Benn. Der Dichter Gottfried Benn war Arzt und lebte und praktizierte lange Zeit ganz nah in der Bozener Straße. Ein Rezept von ihm, das die heutige Leiterin Helma Heinrici im Archiv fand, lautete auf ein verschreibungspflichtiges Anregungsmittel und trug die Bezeichnung „ad manum proprium“, was auf deutsch heißt „zu eigenen Gebrauch“. Das hatte er ganz offensichtlich in der Apotheke hinterlegt, um nicht für sich selbst ständig neue Rezepte ausstellen zu müssen.

Rezept von Dr. Gottfried Benn  „ad manum proprium“ - Foto: Archiv Helma Heinrici
Rezept von Dr. Gottfried Benn „ad manum proprium“ – Foto: Archiv Helma Heinrici


Helma Heinrici erinnert sich gern auch an den berühmten Schauspieler Otto Sander: „Er war in den ersten Jahren, in denen er bei mir Kunde war, äußerst zurückhaltend, was für mich selbstverständlich ebenfalls absolute Zurückhaltung bedeutete.“
Eines Tages hatte sie es allerdings mit einem intensiven Lächeln geschafft: „Er lächelte zurück!“ — „Von da an war der Bann gebrochen und wir kamen ins Gespräch.“

Helma Heinrici erzählte davon: „Otto Sander fragte irgendwann einmal nach einem Mittel, um gut einschlafen zu können und ich nannte ihm Baldriantropfen. Die wirken, wie ich als Apothekerin weiß, sehr schnell, aber auch nur sehr kurz. Darum sagte ich zu ihm, er möge die Tropfen „auf der Bettkante sitzend“ einnehmen.“

Diese Formulierung hatte ihm dermaßen gut gefallen, dass er von nun an jedesmal wenn er die Tropfen nachkaufte, lächelnd sagte: „Einnehmen auf der Bettkante sitzend!“

Jubiläumsjahr 2021 mit vielen Aktivitäten
Ein ganzes Jahrhundert — so ein Jubiläum kann man nicht an einem einzigen Tag feiern. Helma Heinrici hatte schon im Frühjahr ihr Archiv geöffnet und die Schaufenster mit historischen Fotos und Sammlungsstücken zur Herstellung von Arzneien und Defekturen dekoriert. Ein Mörser mit Stößel aus Porzellan, ein Porzellankanne für „Oleum Zinci,“ große und kleine Laborflaschen, Apothekerwaage waren zu sehen. Eine wertvolle Schnitzfigur des heiligen Damian, dem Schutzpatron der Apotheker war zu bewundern. Alte Fotos vom Bayerischen Platz, auch von den Schäden der Kriegszeit und vom Wiederaufbau waren zu sehen. Portraits des Apothekengründers Georg Rexhausen und von Dr. Karl-Günther Heinrici zeugten von der langen Verbundenheit mit dem Bayrischen Viertel und seinen Menschen.

Schaufenster mit historischen Sammlungsstüclen aus 100 Jahren Geschichte der Apotheke am Bayrischen Platz - Foto: Helma Heinrici
Schaufenster mit historischen Sammlungsstüclen aus 100 Jahren Geschichte der Apotheke am Bayrischen Platz – Foto: Helma Heinrici

Am 9. November 2021 wurde zum Ausklang des Jubiläumsjahres ein Cocktailfest zusammen mit dem Mitarbeiterteam gefeiert.

 Helma Heinrici (Mitte) und ihre Mitarbeitenden Susann Uebel, Marion Schulze, Andreas Becker, Silke Lange, Susanne Walter-Wolansky und Alexander Thürnauam 9.11.2021 - Foto: Solveig Schiebel, Kontrastfoto- Studio
Helma Heinrici (Mitte) und ihre Mitarbeitenden Susann Uebel, Marion Schulze, Andreas Becker, Silke Lange, Susanne Walter-Wolansky und Alexander Thürnauam 9.11.2021 – Foto: Solveig Schiebel, Kontrastfoto- Studio


Weitere Informationen:

www.apotheke-am-bayerischen-platz.de